Sonntag, 16. Januar 2011

Ein Leben auf dem Standstreifen

Manchmal habe ich das Gefühl, das Leben, die Technologie und überhaupt alle rasen mit einem Lambo über die Überholspur, während ich mit einem 25km/h-Fiat über den Seitenstreifen krieche.


Mein allererster richtiger Blog-Eintrag drehte sich anno 2009 darum, dass ich gerade mein neues Handy kennengelernt hatte, das Nokia 6210 Navigator. Es ist ein nobler Slider, blaue Tastenbeleuchtung, macht gute Fotos, lässt sich Prima bedienen und ist dann auch noch ein Nokia - besser konnte die Wahl für mich nicht fallen. Doch jetzt sind es nur noch wenige Monate, bis die 2 Jahre wieder abgelaufen sind und ich mich trennen muss. Auch wenn schon der Teil einer Taste abgesplittert ist, das Display wie Toni das Narbengesicht ausschaut, die Oberfläche nach reichlicher Nutzung aussieht wie das unebene Gesicht eines Teenagers und selbst andere Dinge allmählich von Macken geplagt sind, will ich das gute Ding einfach nicht hergeben. Aus gutem Grund: time has changed.
Der Markt für Handys ist ein vollkommen anderer als der damalige. Heute will niemand mehr Tasten benutzen, alle fummeln, swutschen und wischen mit ihren Fingern und mit Essstäbchen über ihre Displays. Jeder Benutzer schaut im hauseigenen Store, was so APPgeht. Alle finden das iPhone geil, aber keiner kann es begründen. Und noch dazu werden die Handys irgendwie wieder größer. Die neue Marktmacht haben die Smartphones, die wunderbaren Alleskönner, die so viel sinnlose Sachen können und wissen, die früher niemand (haha, wie altmodisch ich kling!) außer den vielbeschäftigten Business-Managern gebraucht hat. Und das schlimme ist: man kommt einfach nicht drumherum.

Das wurde mir leidlich klar, als ich im Handy-Shop (so ähnlich wie "Vaderfone") die aufgereihten Geräte inspiziert habe. Erstens, Nokia hat irgendwie den Anschluss verpasst. Da lagen vielleicht 2 aktuelle Geräte meines finnischen Lieblings-Hersteller. 2 ernstzunehmende jedenfalls. Etwas weiter fanden sich viele Rentner-Telefone mit entschlackten Funktionen und fliesengroßen Tasten - die entfallen dann natürlich. Überall Samsungs und Motoroller, die um meine Aufmerksamkeit buhlen. Zweitens, werde ich höchstwahrscheinlich nicht um einen Touchscreen herumkommen, denn lediglich das Nokia N97 Mini hat mich als Smartphone-Slider mit seinen vertuschten Tasten noch angemacht.
Aber dabei will ich so ein modernes Handy doch eigentlich gar nicht! Wenn einem vom Verkäufer erklärt wird, dass man für die meisten Handys auch noch die Internetflat nehmen muss, dann werde ich als Kunde doch fast schon genötigt, ständig nach sinnlosem Zeug im studi, auf facebook und bei google zu gucken. Dann ist's um mich geschehen. In der Beziehung bin ich nämlich noch so richtig von der alten Schule. Ich will ein Handy mit großem Display, hochqualitativer Kamera, viel Speicherplatz, leichter Bedienung, edlem Design und möglichst mit Tasten, die einen guten Druckpunkt bieten. Hält denn so ein Teil, das eigentlich nur aus Display besteht, überhaupt einen Sturz (wo ich doch so ungeschickt bin) aus?! Was wird mir schlussendlich schon an Alternativen übrig bleiben... Dann muss ich mich eben anpassen, nehme ein topmodernes Gerät und werde versuchen, viele neuartige Sachen einfach zu ignorieren, um mich auf ein prima neues Handy und kommende 2 Jahre einzustellen. Ich halte euch auf dem Laufenden, bis denne.

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