Sonntag, 14. Februar 2010

Schnee könnte so cool sein

Mittlerweile ist es Mitte Februar. Verglichen mit den letzten Jahren gibt es diesmal einen richtigen Winter, der sich nicht nur in Form von ein paar Flöckchen blicken lässt, sondern uns mit ungeheuren Schneemassen nervt. Es ist seit Wochen kalt, die Sonne ist im Urlaub und hat uns nicht mitgenommen, und jeden Tag betet man wieder, nicht auf einer Eisscholle auszurutschen.



Laufen wird bei solch einem Wetter völlig überbewertet. Wenn die Straße vereist ist, schlingert von man von links nach rechts und wedelt mit den Armen, als würde man lieber von A nach B schweben wollen - man hat keinen Blick mehr für die Umgebung übrig, sondern achtet nur darauf, dass vorsichtig ein Fuß vor den anderen gesetzt wird. Wahrscheinlich könnte man auch stehen bleiben und warten, dass der Wind einen übers Eis schlittern lässt. Selbst auf den Streudienst ist nicht immer Verlass, denn 2010 ist Streusalz ein Gerücht, nachdem niemand mit dem extremen Wetter gerechnet hatte. Also holt man die alten Splitt- und Sand-Vorräte hervor und verwandelt Bürgersteige zu einem dreckigen Trampelpfad.
Falls, ja falls, die Bürgersteige bis dahin nicht längst wellige Gletscher sind. Der ständige Wechsel zwischen Tau- und Frostwetter lässt nicht nur Frauen darüber grübeln, ob sie Übergangs- oder Winterjacke anziehen, er sorgt auch für allerlei Matsch auf den Straßen. Dann sind die Sneaker (Winterstiefel sind nicht mein Ding, ich bleibe auch im Winter bei Turnschuhen!) nicht nur kalt, sondern auch nass. Nur die alljährliche Wintererkältung lässt sich bis dahin noch Zeit.

So sieht die ganze Misere erstmal aus, wenn sich der Schnee nicht mehr blicken lässt. Sobald es aber wieder rieselt, wird alles ums hundertfache schlimmer. Straßen, in dessen sich Mitte sich riesige Eis-Brocken türmen, werden endgültig zur Piste, überall wird es noch rutschiger und die Leute stürmen wieder in den Baumarkt, um ihr Geld für Salz und Schneeschieber auszugeben. Zumindest wir kaufen selten Schneeschieber, ein Großteil scheint seinen jedoch nach jeder Saison wie ein Auslaufmodell wegzuwerfen (wahrscheinlich ist die schnelllebige Technik dann veraltet). Zu Fuß sieht das alles nicht ganz so schlimm aus, solange es ansehnlicher Niesel-Schnee bleibt, der alle 5 Minuten jemandem ein "Oh, sieh mal, es schneit" von den Lippen lockt. Fängt es aber an zu wehen und stürmen, denkt jeder an den verhinderten Heimweg: "Oh scheiße, sieh mal, es schneit." Dummerweise kriegt man unterwegs immer, wirklich immer, den Schnee ins Gesicht, egal in welche Richtung man eigentlich läuft. In die Augen, in die Ohren, in die Nase - man müsste nur den Mund aufmachen und könnte sich nebenbei satt essen. Dann peitscht das Wetter richtig los, bis es nur noch suckt und man ewig die Hacken aneinander schlägt, weil man sich sofort nach Hause wünscht. Richtig Pech hat man dann, wenn man auch noch Zeitungsausträger, Postbote oder Kurier ist. Oh, trifft ja auf mich zu. Man läuft im Kalten herum, bis die Nase schneller läuft als man selbst.


Schuld sind wir dabei eigentlich selbst, weil wir uns seit dem Kleinkindalter immer wieder weiße Weihnachten gewünscht haben. Die gab es 2009 sowas von, man könnte denken, Gevatter Frost will sich für die letzten Jahre entschuldigen. Hält sich so eine Wetterperiode über Wochen, fällt der Besuch in der Fitness-Bude flach, weil man ständig mit Schneeschippen beschäftigt ist. Man kommt nicht einmal mit dem Schuften hinterher, denn der fallende Schnee holt einen wie ein schlechtes Gewissen ein. Mittlerweile sind unsere Schneeberge bei über 2 Metern angelangt, meine linke Schulter hat was abbekommen und der Schneeschieber ist mir vertrauter als jedes Sportgerät. Irgendwann wird das alles wieder tauen, dann wird alles schlimmer. Kubikliter Wasser fließen von überall daher, während niemand so recht weiß, wo es überhaupt hinfließen kann - der Boden ist ja meist noch gefroren. Zum Glück kann in der Nacht alles wieder gefrieren...
Fürs Erste hab ich vom Jahrhundert-Winter genug. Auch im dreizehnten Durchlauf gab es kein schneefrei in der Schule. Nach einem verheerenden Schlittenunfall mit 5 Verletzten im letzten Winter kann ich auch auf waghalsige Abfahrts-Rennen verzichten - auch Iglus und Schneemänner hab ich keine gebaut. Aus dem Alter bin ich noch nicht raus, aber im Alltag war ich schon genug mit der weißen Masse beschäftigt. Ich mach mir jetzt warme Gedanken und schreib noch schnell eine Postkarte an einen alten Bekannten, er möchte uns bald besuchen:

"Lieber Frühling, du bist hiermit offiziell nach Deutschland eingeladen, bring bitte viel gute Laune mit, ich freue mich auf unser Wiedersehen."

Donnerstag, 11. Februar 2010

Mit extra "scharf"

"Also nein, das ist mir viel zu scharf!" Ihr Luschen. Scharfe Sachen? Immer rauf damit auf Steak, Döner, Nudeln- oder auch gleich auf direktem Weg damit in den Mund.


Da werde ich letztens höflich gefragt, welche Tiefkühlpizza ich gern essen würde, also sag ich mit einem kindlichen Grinsen "Peperoni und Salami!". Peperoni-Pizza alias Nummer 26 alias Pizza Mista schmeckt immer super, im Restaurant natürlich noch besser als aus der heimischen Ofenröhre. Dann komm ich am Abend nach Hause und finde sofort die Pizza im Kühlschrank, deren Verpackung mir ein kleines Geheimnis verrät: "Scharf". Ich seh da kein Problem, her damit. Nun gut, die Kombination aus Thunfisch, Schinken, Champignons und einer einzigen Peperoni in der Mitte ist kein Hit und würde es nie im Leben in Olli Geißens Ultimative-Chart-Show schaffen, aber ich gebe der Kleinen eine Chance. Auf der Verpackung werde ich regelrecht mit der Vorschlaghammer-Methode auf die Wahnsinns-Schärfe hingewiesen, denn drei kleine, leuchtende, rote Chili-Schötchen sollen mich schon einmal vorwarnen. Okay, nach diesem Anblick war ich auf jeden Fall gespannt auf das Geschmackserlebnis.

Gute 20 Minuten später ist es vollbracht, die Pizza kommt knusprig-braun aus dem Solarium und sieht auch recht ansehnlich aus. Also etwas abkühlen lassen, in handgerechte Stücke zerschneiden und ab dafür! Ich rieche dran, ich sehe die roten Gemüse-Brocken und ich kaue. Aber da stellt sich kein Wunsch nach literweise Wasser ein und erst recht nicht nach Weißbrot und Milch. Man hat mich verarscht, jawohl! Nie im Leben werde ich verstehen, wer sich diesen "Warnhinweis" ausgedacht hat. Ein verfrühter April-Scherz des Herstellers? Waren es die Kinder eines Typen aus der Design-Abteilung, die kurz mit Papis aufregender Design-Software rumgespielt haben? Hat jemand im Super-Markt aus Spaß einen hauchdünnen und täuschend echten Aufkleber draufgepackt, um Peperoni-Fans wie mich ins Bockshorn zu jagen? Oder will uns der Hersteller einfach anlocken und uns beim Kauen noch in den Arsch treten, um uns für unsere Leichtsinnig und Naivität zu bestrafen? Nein, würden die doch nicht... Türlich, die haben mich eiskalt gepunk'd. Nicht einmal mit ganz viel Phantasie war irgendetwas an dieser Pizza scharf. Geschmeckt hat sie, aber die Enttäuschung blieb. Hersteller scheinen einfach Angst davor zu haben, dass ein sehr empfindlicher Konsument sie verklagen könnte, nachdem er die Pizza gekostet hat und sich mit Magenkrämpfen auf Klo wiederfindet. So geht man auf Nummer sicher, enttäuscht werte Kunden, aber gut. Es muss bestimmt jemanden geben, dessen Geschmacksnerven bei dieser "Schärfe" schon in Flammen aufgehen.


Wenn ich bewusst scharfes Essen wähle, möchte ich eben nicht enttäuscht werden. Beim asiatischen Imbiss klappt das und auch nebenan beim Dönermann. Es gibt auch genug Currywurst-Buden die extra pikanten Ketchup anbieten. So pikant, dass ich auch drauf verzichten könnte. Nur diese kleine Würze muss sein. Milde Peperoni aus dem Glas sind auch bei Weitem keine Gaumen-Herausforderung, doch bei den unscheinbaren Jalapenos sieht das anders aus, die verdrück ich auch gern pur, während ich merke, wie sich eine kleine Träne am Augenlid vorbeidrängeln will. Ein bisschen Hecheln ist in Ordnung, solange ich mich noch auf den Geschmack konzentrieren kann.
Ein exzellentes Beispiel ist der "X-Tra-Long Chili Cheese" bei Burger King. Dieser Burger ist göttlich! Allein das Preis-Leistungs-Verhältnis von 2,49 Euro für dieses Teil ist bombe, aber der Geschmack weiß das zu toppen. Würzige Käse-Sauce und saftig-grüne Jalapenos, die schon so scharf riechen wie sie schmecken. Toller Geschmack, angenehme Schärfe und gut im Preis, wie man das auch erwartet. Im Gegensatz zu dieser Pizza mit vorgegaukeltem Flavour, die reinste Mogelpackung!