Montag, 13. September 2010

'Nen Steifen in der Buchhandlung kriegen

Ich glaube erkannt zu haben, warum so viele Menschen Buchhandlungen und Bibliotheken nahezu ihr gesamtes Leben lang meiden. Nicht etwa, weil Lesen als sportliche Betätigung verstanden wird, die mit einer schwitzigen Anstrengung gleichzusetzen ist - nein! Den meisten ist es einfach peinlich, zwischen Fachliteratur in Sachen Politik und Gartenpflege einen Steifen zu kriegen.




Nun, ich selbst muss zugeben, dass ich viele lange Jahre nur nach Büchern geschaut habe, die ich für die Schule benötigt habe. Es gab kein wirkliches Werk, dass mich dazu verführt hat, zum bedruckten Papier zu greifen. Manchmal hat sich zu mir ein Atlas verirrt, doch in diesem Fall von einem Roman zu sprechen, wäre so fatal, wie die TV-Zeitschrift als Lieblingslektüre zu benennen.
Jedenfalls betrete ich mittlerweile seit einiger Zeit gern jede Buchhandlung, um nach dem ein oder anderem Schmöker zu schauen, auf den ich durch allerlei Rezensionen in verschiedenen Medien aufmerksam geworden bin. Kaum hat man die Ladentür betreten, fällt es leicht, sich anhand übersichtlicher Schilder in die Lieblingsabteilung zu verkrümeln. Doch - und hier liegt der Fehler versteckt - es macht so viel Spaß, einen näheren Blick ins Regal zu werfen, wie sich von Chuck Norris ins Genick treten zu lassen. Wenn wenigstens die Titel auf den Buchrücken einheitlich in alle Richtungen gedruckt wären, könnte man sich einigermaßen bequem vorm Regal verrenken, bis man das jeweilige Buch erspäht hat. Doch scheinbar ist noch kein halbwegs gewiefter Bibliothekar auf die Idee gekommen, in diesem Bereich eine brauchbare DIN-Norm einzuführen. Da hangeln sich die Glubscher umständlich von einem Buchrücken zum nächsten, bis man schon wieder den Kopf in die andere Richtung neigen darf. Das hält doch niemand aus, ernsthaft.
Es ist anstrengend genug, dass ich schräg von oben nach unten lesen muss, da muss ich mich vorm Regal nicht auch noch zum lustigen Wackel-Dackel machen. Sogar beim heimischen DVD-Regal lässt sich dieses nervige Headbangen nicht vermeiden, es herrscht haargenau das gleiche Debakel.

Das will ich nicht verstehen. Man will dem Kunden so viel Geld wie möglich aus der Tasche ziehen, indem man rotes Licht in der Wursttheke anbringt oder in einigen Abteilungen weichen Teppich statt Laminat verlegt, (manche Buchhandlungen bieten ihren Kunden sogar Sitzgelegenheiten und Kaffee an, wohl um etwas Erholung zu gewähren) doch hier fühlt man sich wie ein ungelenker Bücherwurm, der sich verbiegt und durch die Regale windet. Aus diesem Grund bevorzuge ich einfache Datenbanken, die mir auf einen Suchbegriff viele passende Bücher ausspucken und mich dabei sogar aufrecht sitzen oder stehen lassen. Gesund fürs Genick kann das jedenfalls nicht sein und sobald man auch noch mit steifem Nacken oder Halskrause die Buchhandlung betritt, wird der kurze Bummel zum nervigen Pilates- und Yoga-Kurs für Fortgeschrittene. Am besten ist es, man fragt sofort einen Angestellten, der seinen Gummihals sicher gern zwischen die Bücher steckt.

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