Sonntag, 15. Mai 2011

Hinten stehen die Dummen

Ob man im Burger-Schnellimbiss, an Autobahnraststätten oder jeder anderen Art von Kasse ansteht, es zeichnet sich immer das gleiche Bild ab: Menschen reihen sich wie Lemminge auf, warten still und genügsam. Dabei könnte es doch mit etwas Hirnschmalz in der Warteschlange viel schneller vorangehen.

Eigentlich komisch, dass diese Unart noch nicht in meinem Blog erwähnt wurde, aber gut, lieber spät als nie. Ich saß gestern im ortsnahen Mecces und hatte von meinem Platz aus vollen Überblick über alle rein- und rausmarschierenden Kunden. Der Aufbau ist auch hier wie in anderen Filialen, soll heißen, dass man zuerst durch eine Tür gehen muss, mit den Augen die wartenden Angestellten wahrnimmt und dann bestellt. So einfach dieser Vorgang auch ist, es gibt zu viele, die an der richtigen Durchführung scheitern. Sind nämlich alle Kassen mit einer Person belegt, neigt der Durchschnittsbesucher dazu, sich immer bei der vordersten Kasse anzustellen. Wohl, weil der Laufweg kürzer ist und der Körper jede Kalorie braucht. Nachfolgende Hungrige tun das ebenso, es folgt der Dominoeffekt: die Schlange wächst wie bei Snake und erreicht fast schon die Eingangstür, obwohl die Kassen weiter hinten längst frei sind. Niemand will sich aufraffen, einen Meter zur Seite zu schreiten (Unwissenheit? Eingeschränktes Sehvermögen?), obwohl das selbsterklärend mit schnellerer Nahrungsaufnahme verbunden wäre. Kommen nun fortlaufend immer neue Gäste, geht das Spiel so weiter, bis die Angestellten mit der Schreierei anfangen, weil von allein niemand mitdenkt. Das ist so herrlich. Eingeweihte wissen, ich führe alle anderen vor, indem ich schnurstracks nach vorne gehe und innerhalb von Sekundenbruchteilen bestelle. Das ist immerhin auch nicht schwer herauszufinden, oder verlange ich etwa vom deutschen Durchschnittskunden zu viel? Sind die Gäste so hungrig oder abgelenkt von bunten Plakaten, dass essenzielle Sparten des Hirns auf "Sleep" schalten?
So setzt sich das fort, eben bei Burger King, Subway, Autobahnraststätten, Vergnügungsparks - überall, wo schnell Menschenschlangen an Kassen entstehen können. Also liegt es an uns Intelligenten, die Anderen in unser Geheimnis einzuweihen und sie am Vorsprung teilhaben zu lassen. Wir wären quasi externer Effizienzverbesserer für all die Unternehmen und lassen Kunden von geringerer Wartezeit profitieren. Oder aber, wir lassen unser Wissen im stillen Kämmerchen, damit der Besuch bei Mecces in Zukunft nicht nur schmeckt, sondern auch humorvoll mundet.

Sonntag, 24. April 2011

2011 - Ein Jahr in Filmen #1

Moin Moin! Mit diesem Eintrag gesellt sich ein Geschwisterlein zur Kategorie "Trailerschau". Im Fokus stehen nun nicht die neuesten Trailer, sondern das Endprodukt, der fertige Film. Nachfolgend sind also die Monate Januar bis April dran. Dies umfasst Kinobesuche, DVD-Abende und TV-Ausstrahlungen, weshalb nicht chronologisch vorgegangen wird. Wer doch eine zeitliche Abfolge feststellt, kann sich freuen. Und - Film ab!

Januar bis April:

Precious - Das Leben ist kostbar
Precious ist eine afroamerikanische Jugendliche, wohnhaft in New York. Sie ist stark übergewichtig, lebt an der Armutsgrenze, wird von ihrer boshaften Monster-Mutter regelmäßig verprügelt, misshandelt, ausgenutzt. Sie ist zum zweiten Mal schwanger, von ihrem Vater, der sich oft an ihr vergeht. Noch dazu ist sie intellektuell unterentwickelt, gilt als dumm. Was schon beim Lesen wie bittersaurer Regen auf einen niederprasselt, wird durch den harschen Ton der Mutter unterstrichen, die Precious nahezu täglich als einen "Haufen Scheiße" betitelt. Diese Heftigkeiten bilden das Fundament für einen trotzdem warmherzigen Film, der Precious beim Tagträumen vom Popstar-Leben zeigt, während sie sich von den familiären Fesseln löst und ihren Schulabschluss eigenständig nachholen will. So böse das gesamte Umfeld des Mädchens in diesem Film auch ist, immer bleibt Luft für Hoffnungen und das Erfreuen an den kleinen Dingen des Lebens, die aus jedem emotionalen Loch nach oben holen. Ein sehr mutiger und heftiger Film, der stark rührt, vielschichtig erzählt und somit aus vielfachen Gründen sehenswert ist und uns zeigt: das Leben ist kostbar. 9/10


Nie wieder Sex mit der Ex
Na, wer kennt "Männertrip"? Wohl jeder, der auf Party-Komödien und die Apatow-Schmiede steht. Dieser Film schuf die Figur des Rockstars Aldous Snow durch keinen geringeren als Drehbuchautor Jason Segel, also Marshall aus HIMYM, der auch den Hauptdarsteller mimt. Zugegeben, der deutsche Titel klingt leicht doof, macht im englischen ("Forgetting Sarah Marshall") aber mehr Sinn. TV-Komponist Peter wird trotz frisch rasierter Kronjuwelen (die im Film übrigens mehrmals im Bild sind - hört, hört!) von Freundin Sarah abserviert. Jetzt ist erstmal alles mistige Scheiße: Job, jeder One-Night-Stand und überhaupt das ganze Leben. Als Peter sich eine Auszeit auf Haiwaii gönnen will, kommt es noch schlimmer: er checkt im gleichen Hotel wie seine Ex ein. Dedüm! Diese lässt sich fortan von Rockstar Aldous vernaschen und so gerät die brisante 3er-Konstellation von einem Schlamassel in den nächsten. Die böse Grundidee wird durch tolle Situationskomik, eine gut aufgelegte Darstellerriege und die traumhafte Insel-Idylle bereichert, die trotz alledem nicht jeden Gag zum Brüller werden lässt. Trotzdem fällt das Resultat sehr positiv aus, denn alle Liebhaber von Komödien wie HIMYM und "Beim ersten Mal" kommen voll auf ihre Kosten. Tipp: Passend zur DVD einen sahnigen Karibik-Cocktail genießen. 7/10


The Greent Hornet
Seth Rogen war bis dato für deftige Komödien bekannt, die mit Gürtellinienhumor und Geek-ologie nicht gegeizt haben. Nach der Aufnahme in den heutigen Comedy-Olymp, wurde er mit der Hauptrolle eines waschechten Blockbusters belohnt. In "The Green Hornet" (ursprünglich eine Radioserie in den 30er und TV-Serie der 70er mit Bruce "Handkanten-KO" Lee) tritt er als verwöhnter Spross eines Zeitungs-Moguls auf, der sein monetäres Vermögen am liebsten für berauschende Mittel, Partys und Mietzen ausgibt, statt in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Als dieser plötzlich stirbt, nutzt er seinen medialen Einfluss und all das Cash, um sich selbst zum Superhelden samt begabten und kampfsporterprobten Super-Sidekick zu stilisieren, der mit technischen Gadgets und reichlich Mumm das Gesocks auf den Straßen aufmischt. Nebenbei driften sie mit dem geilsten Schlitten der Superhelden-Geschichte in die Fänge der Mafia (herrlich dargestellt durch Christoph Waltz!), wo sich die Ursache für den Tod des Vaters finden lässt. Meine Skepsis war groß und angebracht - lässt sich ein Action-Superhelden-Film mit dem Humor eines Seth Rogen verbinden? Yes, oh yes! Rogen hat selbst am Drehbuch getüftelt und einen Film geschaffen, der durch den typischen Humor und geile Actionszenen ständig bei Laune hält - so stellt man sich pure Unterhaltung vor. Deshalb von meiner Seite auch eine klare Empfehlung. 8/10

Die Superbullen
Ein bisschen muss man sich schon schämen, diesen Film im Kino gesehen zu haben. Aber zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich die ersten Teile der Blödel-Trilogie als Bub ziemlich lustig fand und mich nun in gereifter Form interessiert hat, wie viel Dünnpfiff im neuesten Film steckt. So viel sei gesagt: Gehirn wird für den Genuss des Films nicht benötigt. Tommy und Mario sind immer noch standfeste Bier-Verkoster und haben nichts von ihrer tapsig-debilen Art verloren. So viel Dummheiten sie sich auch leisten, sie sind voll mit Lebensfreude. So kommt es auch, dass die beiden durch ihre Unbeholfenheit den Polizei-Chef dazu bringen, die Suffis einzustellen - der Freischein für allerlei "Lebensmittelkontrollen". Als aber der Zickenbock des heiligen Kölner FCs entwendet wird, müssen die besoffenen Gesetzeshüter die Ehre und das Maskottchen des Vereins retten. Die Story ist hirnverbrannt wie der brachiale Ekel-Humor. Aber auch, wenn man sich bewusst ist, hier Blödes zu sehen zu bekommen, der Film ist nicht wirklich lustig. Auch zahlreiche Gastauftritte und Reminiszenzen an die Klassiker können nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Die Superbullen" ein infantiler Absturz in die tiefen der Unlustig- und Prollhaftigkeit ist. Manchmal ist das komisch, meistens aber peinlich. 3/10


Wall Street 2 - Geld schläft nicht
Eigentlich hat man nicht viel davon, diesen Zweitling anzusehen, ohne das oft geehrte Original zu kennen. Okay, von Teil 1 kenne ich ungefähr 30 Prozent aus der Mitte des Films. Aber gut. In Teil 2 kommt Gordon Gecko (Michael Douglas) aus dem Gefängnis frei, er findet sich einer digitalisierten Welt wieder, die Wall Street hat sich seit damals stark verändert. Mit wenig Knete schafft er es trotzdem, sich in die Öffentlichkeit zurückzupreschen, wo er schnell auf einen jungen, erfolgsorientierten und ehrgeizigen Banker (Shia LaBoeuf) trifft, der mit seiner Tochter anbandelt. Das Ziel ist klar: Gecko juckt es in den Fingern, er will wieder zurück an die Börse und die Dollars glühen lassen. Eingebettet ist die Geschichte zwar in den Kontext der enstehenden Finanzkrise durch zu viel Kalkulation und zu viel Kuhhandel auf dem Finanzmarkt, doch steht eher der familiäre Konflikt der Charaktere als die kritische Auseinandersetzung mit der Katastrophe im thematischen Mittelpunkt. So bleibt auch genug Zeit, um all den Prunk und die Pinke Pinke eines erfolgreichen Investment-Bankers zu präsentieren. Das in Verbindung mit dem kleinen Einblick in die Finanzwelt sorgt sofort dafür, dass man Geldgeilheit verspürt, den Drang, eine vielversprechenende Idee auf den Markt zu bringen. Das bleibt natürlich Wunschdenken. Schließlich verfliegt der Eindruck des Filmes wieder schnell, weil das Tiefgründige nicht nur in Hinblick auf die Börsen-Aktivitäten fehlt, auch der eigentlichen Geschichte fehlt die Dramatik, die Brisanz. So pletschert "Wall Street 2" als glänzender, netter Zeitvertreib vor sich hin. 5/10


Black Swan
Ein weiterer Film, den ich zuvor in der "Trailerschau" schmackhaft machen wollte. Und auch hier ist der Idealfall eingetreten, denn am Ende hat dieser Film meinen Geschmack voll torpediert. Nach "The Wrestler" widmet sich Regisseur Darren Aronofsky einem Ballerina-Drama mit Hauptdarstellerin Natalie Portmann und der verruchten Mila Kunis. Von ihrer Mutter wird erstere seit der Kindheit getriezt, sie müsse immer regelmäßig proben und sich den Erfolg vor Augen halten. Das hat zwar eine intensive Mutter-Tochter-Abhängigkeit geschaffen, gleichzeitig wird jedoch der Weg für die mögliche Titelrolle des Schwans in einer Neuaufführung des "Schwanensees" geebnet. Doch dem Erfolg stehen der vereinnahmende Trainer (Vincent Cassel) und das neue Talent der Gruppe (Mila Kunis) entgegen. Es entsteht schnell ein Wettstreit um Aufmerksamkeit und die begehrte Rolle, getragen von Leidenschaft, Eifersucht und Willen für den Sport. Mit voranschreitendem Wettkampf scheint die Hauptfigur am Druck zu zerbrechen und dem Wahnsinn zu verfallen. Druck und Wahnsinn beschreiben die emotionale Dichte des Films perfekt, denn selten, nicht einmal in guten Horror-Filmen, habe ich eine derartige Atmosphäre verspürt, die mich bei der kleinsten Szene schon um das Wohlbefinden der Darstellerin bangen lässt. Ständig fühlt man sich verunsichert, weil man die Szenen nicht als Wirklichkeit oder wahnsinnige Fiktion eines Psycho-Terrors zuordnen kann. Bis zum Ende hält dieser Effekt an, weswegen "Black Swan" weniger ein Charakterdrama ist, sondern ein eiskalter Psychothriller, der sehr düster und verrucht inszeniert ist. 8/10

Paranormal Activity
Endlich mal ein Hype den ich nachgeholt habe, wo ich doch bis heute zum Beispiel keinen Film der Spider-Man- oder Star -Wars-Reihe nachgeholt habe. Geschaut habe ich den Film allein zuhause, im Dunkeln in der Wohnstube, bei aufgedrehtem 5.1-Sound, während draußen ein Gewitter samt Sturm tobte - perfekte Bedingungen also. In diesem 10.000$-Filmchen soll mittels Handkamera und Doku-Stil erzählt werden, wie ein Pärchen mittels Filmaufnahmen einen Poltergeist im trauten Heim auswendig machen will. Und auch, wenn ich nicht einmal "Blair With Project" gesehen hab, hat mich das wacklige Amateur-Abenteuer überzeugt. Das Gezeigte wirkt reichlich verstörend und wohlwissend, dass alles Fake ist, war ich durch die realistische Präsentation doch ziemlich vom Grusel überzeugt. Zwar bin ich nicht zusammengezuckt, aber trotzdem saß ich wie ein Häufchen Elend angespannt auf der Couch und bin nach dem Film völlig paranoid im Dunkeln in mein Zimmer gegangen. Gruselig! 7/10


Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Fucking freeky Nerd-Videogame-Stuff, das beschreibt "Scott Pilgrim" ziemlich gut. Basierend auf einem Comic geht es um Scott auf der Suche nach dem Mädchen Nr. 1. Er lernt die geheimnisvolle und bunthaarige Ramona Flowers kennen, der er leicht verfällt, die er aber nicht bekommt, ohne ihre 7 teuflischen Ex-Lover (genial!) zu besiegen. An diesem Film mag ich so einiges: die Musik, die Scotts Band (Die Sex-Bob-Ombs) spielt; die vielen Anspielungen auf die Videospielkultur wie Lebensbalken und einzussackende Digi-Münzen, die Präsentation in Form des buntesten Videospiels überhaupt und den nerdigen Humor. Demgegenüber steht leider die durchgehetzte Story, die durch zu schnelle Szenenwechsel hintergründig gerät und den Bosskämpfen weichen muss. Hauptsächlich aber bietet "Scott Pilgrim" berauschte Videospielaction in Filmform, die mit ihren Special Moves jedem Beat'em'Up in den Arsch tritt. 8/10


Kampf der Titanen
Was hatte ich Erwartungen an diesen Film, der nach "Avatar" der nächste große Wurf in 3D werden sollte. Die Ausgangssituation schien vielversprechend und versprach ein Effektspektakel: Halbgott Perseus, will sich im alten Griechenland an Hades rächen, der seine Familie auf dem Gewissen hat - in der Hauptrolle Sam Worthington, als Gegner haushohe Skorpione und Monster der Antike wie der Kraken (der viel zu wenig Screentime hat). Doch am Ende ist der Film nicht nur enttäuschend, weil der nachträgliche 3D-Effekt für die Tonne ist. Dialoge und Figuren? Austauschbar, langweilig, zu oft dagewesen und einseitig. Die Geschichte? Mittelmäßig konstruiert und langatmig. Einzig die Kämpfe geben einen gewissen Grund fürs Anschauen. Insgesamt ist "Kampf der Titanen" ein ziemlich langweiliger und dummer Rohrkrepierer, und so spaßig wie mit halbgarem Gyros zu spielen. 4/10

Cop Out - Geladen und entsichert!
Bruce Willis in einer Cop-Komödie, macht das nicht automatisch Spaß? Naja. In diesem Werk wird er samt Kollege (Tracy Morgan aus "30 Rock") nach einigen Dummheiten vom Dienst suspendiert, was das ungleiche Duo nicht davon abhält, aufzuklären, wer Bruce die ultrawertvolle Baseballkarte abgenommen hat, die die Hochzeit seiner Tochter bezahlen soll. Ungleiches Paar, einer grob und ruhig, der andere unberechenbar und verrückt - das sind gute Zutaten für einen spaßigen Zwei-Mann-Trip, doch dem Film fehlen abseits der schrägen Figuren und Dialoge einfach die großen Lacher. So sind zwar Schießereien und coole Sprüche zuhauf vorhanden, aber "Cop Out" zündet nicht so recht, wie eine nasse Kugel die den Lauf nicht verlässt. 6/10


Sucker Punch
Nach "Dawn of the Dead", "300", "Watchmen" und dem handwerklich guten Kinderfilm "Die Legende der Wächter", hätte niemand gedacht, dass Zack Snyder mit seinem nächsten Filmprojekt so einen Bockmist abliefert. Der Unterschied zu sonst: dieses Mal hat er kein Drehbuch adaptiert, sondern seinen visionären Ideen vollen Freilauf gelassen. Ein Zaun hätte vielleicht ganz gut getan. Fünf Mädels sitzen zusammen in einer Nervenanstalt, geführt von einem ekligen Knechter. Sie fassen den Plan, mit der Hilfe der neuen Blondine, einen Streifzug ins Freie zu organisieren und flüchten sich dabei in Parallelwelten, die ihre Gedankenwelt darstellen. In diesen Welten wird eine andere Sprache gesprochen und zwar die der Bilder. Man könnte sicherlich haufenweise in diesen Film herein interpretieren, aber ich halte das für viel zu anstrengend und umständlich, denn zu stark konzentriert sich der Film darauf, eine stumpfe Actionorgie mit krassen Computertricks und übermenschlichen (durchaus hübschen!) Effekten zu sein. Diese Orgie ist obendrein die reinste Fetisch-Parade, die die feuchten Träume jedes Computer-Nerds erfüllt - das beginnt bei den knappen Outfits der Darstellerinnen und endet bei den überdimensionalen Bosskämpfen in den Parallelwelten. Derweil sind alle Figuren unfreiwillig komisch geraten, weil sie sich trotz hirnloser Unterhaltungen, die so beliebig wie die eines D-Movies sind, einen pseudo-philosophischen Anspruch zusprechen. Am Ende ist "Sucker Punch" pure Cyberpunk-Action, die das Beste der Action-Welt in einem Topf vermengen will und stattdessen schwer genießbare Grütze ergibt. So sehr der Film auch auch cool und spektakulär sein will, so anstrengend ist er am Ende aufgrund seiner Inhaltsleere und der Über-Visualisierung. 3/10

Hop - Osterhase oder Superstar?
Vorab: ich wollte diesen Film eigentlich nicht gucken, er war nur Ausweichalternative zu "Gnomeo und Julia". E.B. (???) ist der Sohn des Osterhasen, sieht sich aber gar nicht dazu geeignet, das Imperium des Vaters zu übernehmen, um einmal im Jahr 24 Stunden zu arbeiten. Was genau der Osterhase im Jahr macht? Schwer zu sagen, er wird sich öfter mal die Eier schaukeln und ab und zu die Arbeit in der großen Süßigkeitenfabrik überwachen, die er von hunderten Küken (und einem wirklich komischen Ober-Küken) durchführen lässt. Sein Sohn haut lieber ordentlich auf seinem Schlagzeug herum, denn sein Traum: Superstar werden und mit coolen Bands auf Tournee gehen. Oh, wie süüüüüüüüß! Hier fängt die gequirlte Scheiße aber an, denn E.B. ist viel zu klein, um die Base Drum zu erreichen (seine Füße schweben beim Spielen in der Luft!), während er TROTZDEM jeden Song fehlerfrei spielt. Selbst als er in der realen Welt auf seinen obligatorischen Menschenfreund trifft und in dessen Unterkunft "Rock Band" auf Expert spielt, erwischt er das Fußpedal nicht und trifft trotzdem jeden Ton! Was zur Hölle haben sich die Produzenten denn dabei gedacht, hallo? Fällt das nicht auf? Das ist doch ein Paradebeispiel von fehlender Logik, das ich auch einem Kinderfilm nicht verzeihe. Dann bitte doch ein Hase, der auf der Gitarre zupft oder Blockflöte spielt. Noch dazu ist sein menschlicher Kumpel (völlig egal wie der heißt) der einzige Typ auf Erden ist, der von einem sprechendem Hasen schockiert ist - alle anderen, selbst Bardamen, Passanten und David Hasselhoff, kümmert das nicht weiter. Logik anyway?! Naja, jedenfalls soll E.B. von den "Pinks" wieder zurück auf die Osterinseln geholt werden, die genauso überflüssig wie der gesamte unlustige Film sind, denn sie hüpfen nur stumpf durch die Gegend und quietschen herum wie neue Schuhe. Am Ende wird der Mensch zum neuen Osterhasen, weil sein Vater sich immer einen anständigen Job für seinen Sohn gewünscht hat (what the fuck). Selbst 4jährige sollten erkennen, dass diese Grütze zu den ganz überflüssigen Animationsfilmen gehört. Lieber gebe ich meinen Kindern faule Eier zu essen, statt diesen Film aus der Hölle sehen zu lassen. 2/10

Sonntag, 27. März 2011

Trailerschau #4

Vielseitiger als ein Würfel: die vierte Trailerschau.

Transformers 3: Dark of the Moon
Wahrscheinlich könnte ich an dieser Stelle viel kritischer schreiben, wenn ich nicht nur den sehr sehr unterhaltsamen ersten Teil 1 gesehen hätte, die Quasi-Definition eines Blockbusters, sondern auch den harsch zermeckerten zweiten Teil. Nun muss man wissen, was bei "Transformers 3" auf einen zukommt. Ausgangspunkt für den Film ist, dass auf der Rückseite des Mondes Transformers gefunden werden (nicht die Spielzeuge). Höchstwahrscheinlich wird das wie zuvor lupenreines Popcornkino mit wenig Anspruch auf verzwickte Story, dafür mit Starcast, massig Schauwerten und viel Sprengkraft - die Special Effects der Michael-Bay-Schmiede sehen nun einmal prächtig aus, auch wenn sie dem Drumherum ein ums andere Mal die Show stehlen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass der dritte Streich mit Shia LaBöff (ohne Megan Fox, nachdem sie zu viel gezickt hat) ein lohnender Kinobesuch wird mit viel Action und Humor. Das hoffe ich jetzt einfach mal. Doch zuerst muss Teil 2 angeguckt werden...
Start: 30.06.11

Es ist eine Falle! (alias Family Guy meets Star Wars-Saga, die Dritte)
Wer beim Schauen von "Family Guy" seinen Spaß findet, hat ohne Frage einen ganz besonderen Humor. Die Art Humor, die ich auch mag, weswegen ich mit solchen Leuten gern sympathisiere. Dennoch muss ich auch an dieser Stelle gestehen, dass ich die ersten beiden Interpretationen der alten Star-Wars-Geschichte ("Blue Harvest" und "Irgendwo, irgendwie, irgendwann... in einer weit entfernten Galaxie") noch nicht gesehen hab. Dank der Veröffentlichung der Trilogie auf BR hat sich das allerdings auch geklärt. Allein der erste Trailer hat mich laut auflachen lassen, weshalb ich ich voller Vorfreude den Genuss aller drei Filme erwarte. Und Stewie als Darth Vader ist eine dunkle Bedrohung für die Lachmuskeln.
Start: auf Blu-ray und DVD erhältlich

Die Schlümpfe
Die blauen, daumengroßen Comichelden wagen den dreidimensionalen Sprung auf die große Leinwand. Wer erwartet es auch anders bei einem Animationsfilm. UND als Darsteller mit dabei - es kommt gleich - Neil Patrick "Barney Stinson" Harris - jawohl! Das ist wahrscheinlich auch der dickste Clou am ganzen Film, das Gezeigte aus dem Trailer wirkt krawallig, aber kindgerecht, ähnlich den Chipmunks. Bleibt abzuwarten, ob diese blauen Legenden es schaffen, aus der Flut der Animationsfilme positiv hervorzustechen und ob man auf die Zielgruppe bis 12 oder ab 12 zielt. Wortwitz ist immerhin ansatzweise erkennbar.
Start: 04.08.11

Fast Five
Schon zum fünften Mal rasen die Asphaltjunkies über Kinoleinwände und es ist sehr erfreulich zu sehen, dass man sich bei beim vierten Teil auf die Tugenden des Erstlings besinnt. Das heißt, die heißen Karren heizen nicht wie Rennwagen über die Pisten illegaler Straßenrennen, sondern dienen als Fluchtwagen für heiße Raubzüge in der rechtlichen Grauzone. Ich bin froh, dass man sich vom asiatisch angehauchten Tuning-Hype verabschiedet hat. Die alte Truppe um Diesel, Gibson und Walker bekommt außerdem Gesellschaft vom schrankbreiten "The Rock", der den Kopf der Polizei-Truppe gibt. Sieht nach reichlich Nervenkitzel auf den Straßen aus und könnte ein spaßiger Ritt werden.
Start: 28.04.11

Bad Teacher
Cameron Diaz ist die wohl eigenwilligste Lehrerin der High School: sie ist vulgär, bechert gern einen und berauscht sich an nicht-legalen Mitteln. Kurz gesagt: Mit ihrer Vorbildfunktion nimmt sie es nicht ganz so genau. Als Arbeitskollegen treten Jason Segel (Sportlehrer) und Justin Timerlake (der Schöne Gitarren spielende Star des Lehrkörpers) auf. Das weckt schon mal meine Aufmerksamkeit. Um im Herzen des schönsten Lehrers einen Platz zu bekommen, will Diaz u.a. durch Sexy Car Wash genug Geld für einen Boob-Job zusammenbekommen. Bleibt abzuwarten, wie viel Spaß sich hinter der schmutzigen Fassade wirklich versteckt.
Start: 23.06.11

Super 8
Ein neues Großprojekt von Produzent Spielberg und Regisseur J.J. Abrams (Schöpfer von "Lost" und Regisseur der "Star Trek"-Neuauflage) - die optimale Kinounterhaltung scheint also durch die bloßen Eckdaten garantiert. Ein paar Kinder tollen mit einer antiquierten Handkamera herum und drehen etwas in der Gegend rum. Im Ort kommt es kurze Zeit später zu einem riesigen Zugunglück, so dass ein versieglter Container der U.S. Army seinen Inhalt, ein "Etwas", freilassen muss. Das Myterium um die geheime Bedrohung kann leider nicht entwirrt werden, doch dann kommt heraus: die 8mm-Kamera hat alles auf Band. Ein Thrill nach dem "Cloverfield"-Muster. Interessant!
Start: 04.08.11

Take Me Home Tonight
Kein Sommer ohne die passende Leinwand-Fete. Im Letzten Jahr sorgte "Männertrip" für berauschten Spaß, in diesem Jahr könnte es dieser Film sein. Es ist 1988, ein junger Mann (Topher Grace aus "Die wilden Siebziger" und "Predators") weiß nicht so recht, was er mit seinem Leben nach dem Job in der Videothek anfängt. Doch egal, am Abend steht erstmal eine Partynacht an und die wird ergiebig: Diebstahl eines Sportwagen, Exzesse, gecrashte Partys und das nette Mädel, mit dem es bestenfalls noch in dieser Nacht klappt. Der beschwippste Spaß kann natürlich leicht in abgelutschten Ekel-Humor abrutschen, aber der Trailer lässt Gutes erahnen - Geschmacklosigkeiten sind nicht auszumachen. Hat viel Potenzial, also party on!
Start: bald in 2011

Source Code
Regisseur Duncan Jones ist der Sohn von David Bowie und hat mit seinem Filmdebut, dem Weltraumdrama "Moon", schon reichlich Mondstaub im Filmgeschäft aufgewirbelt. Sein zweites Werk ist ein Sci-Fi-Thriller mit Jake Ghyllenhall geworden, in dem er als Special Agent aufklären soll, was und wer hinter einem Zuganschlag in Chicago steckt. Das findet er mit der Hilfe des Source Code heraus, mit dem es gelingt, für 8 Minuten mental in die Haut eines Passagiers zu schlüpfen. Die ersten Rettungsversuche misslingen, doch von Mal zu Mal kommt er der Unglücksursache näher. Gleichzeitig fasst er sich das Ziel, die hübsche Frau im Zug zu retten, die er mit jedem Gespräch besser kennenlernt. Doch kann er den Source Code überwinden? "8 Blickwinkel" hat gezeigt, dass es stinklangweilig ist, die gleiche Situation immer und immer wieder anzugucken. Doch der Unterschied zu "Source Code" ist, dass der Hauptdarsteller hier jedes Mal um einen anderen Lösungsansatz bemüht ist. Sieht gut aus und scheint einen guten Story-Twist zu bieten. Vormerken!
Start: 02.06.11

Super
Nein, hier fehlt weder die Wortsilbe "Man" noch die Zahl 8. Hinter "Super" steckt ein etwas anderer Superhelden-Comic-Film, ähnlich "Kick-Ass" und "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt". Ein Mann endet als seelisches Wrack, als seine Frau sich einem neuen Macker widmet. Vor lauter Frust drescht er den nicht auf, sondern versucht sich als knallharter Superheld, der in der Stadt mit seiner Gehilfin (Ellen Page) Recht und Ordnung wahren will. Um natürlich seine Frau auch irgendwie zurückzuerobern. Passend zum Thema, sind zumindest im Trailer auch optische Comic-Anlaien enthalten. Damit sich der Film von vorangegangen Thematiken abhebt, geht der Superheld hier mit nicht ganz ordnungsgemäßen und politisch unkorrekten (Arbeits)Mitteln vor. Wo Batman von oben auf die bösen Buben herabsegelt, wird hier praktischerweise einfach ein Zementstein nach unten geworfen. Kann super werden, wenn genug Frische geboten wird, die den Geek-Humor mit der Superhero-Story vermengt.
Start: ?

The Last Godfather
Auch wenn der Titel ein schweres Drama aus südlichen Landen erwarten lässt, indem finstere Machenschaften durch finstere Gestalten abgewickelt haben, so handelt es sich hier um eine nicht wirklich ernst gemeinte Geschichte. In dieser Produktion sucht der allmächtige und verehrte Pate (Harvey Keitel) einen Nachfolger für sein erbautes Imperium. Einen hat er auch in Aussicht, seinen Sohn nämlich. Dooferweise heißt der Young Goo und ist Asiate, hat zwei linke Hände und stellt äußerlich die Inkarnation eines Bürohengstes dar. Doch zu Zeiten des Fachkräftemangels muss man jedes Bewerberpotenzial nutzen, und so bekommt der Depp seine Ausbildung zum "Fachpaten - Geschäftsrichtung Mafia". Oh man, was für eine schräge Idee. Der Humor ist so schief wie mein Grinsen beim Betrachten des Trailers - hat was von Mr. Bean, aber wirkt trotzdem ziemlich witzig.
Start: noch nicht bekannt

New Kids Turbo
Die New Kids haben ihren eigenen Film bekommen, unfassbar. Aber die Proleten mit Vorliebe für Traingsanzüge, Bier, schlechten Geschmack und Handgemenge haben ein enormen Beliebtheitsgrad erreicht, sind quasi das niederländische Assi-Gespann-Pendant zu Tommy und Mario aus der "Voll normaaal!"-Trilogie. Allerweltshumor sieht wahrlich anders aus, aber geht nicht auch mal Idioten-Humor ohne Anspruch? Hat doch noch keinem geschadet, JUNGE!
Start: 21.04.11

Captain America - The First Avenger
Comic-Verfilmungen und Superhelden, wo man auch hinschaut. Auch dieses Jahr werden Kino-Besucher mit solchen Blockbustern geradezu torpediert. Captain America gehört dabei in eine Sparte mit Iron Man und Hulk, ist ebenfalls Teil der Avengers. Dieser Film startet zeitnah mit "Thor" und erzählt erst einmal von der Entstehungsgeschichte des patriotischen Super-Kriegers. Ein kleiner Hänfling wird als Versuchsobjekt in einem Experiment des US-Militärs mit einem Serum behandelt, das eine regelrechte Kampfmaschine aus ihm macht. Die hat die USA im Weltkrieg gegen böse Nazis und General Red Skull auch bitter nötig. So zumindest die Geschichtsschreibung im Comic. Bei all der Menge an Verfilmungen muss man festhalten, dass dieser Trailer einiges hermacht. Sieht insgesamt danach aus, als könne man sich das Popcorn beim Angucken des Films schmecken lassen. Schaut richtig cool aus.
Start: 18.08.11

Dienstag, 15. März 2011

Kleine Dinge im weiten Westen

Viel zu lange schon liegt Rockstars Prachtwerk "Red Dead Redemption" in meinem Regal. Nachdem ich mich dazu aufgerafft habe, es ausgiebig zu spielen, hat mich die Begeisterung schon kurze Zeit später mit dem Lasso eingefangen.

Ein paar Missionen hatte ich schon erledigt und dementsprechend wurde ich schon mit den McFarlanes, dem Örtchen Armadillo und dem Treiben in der Prärie des Jahres 1912 vertraut gemacht. Es ist der typische Einstieg in solch ein weitläufiges Abenteuer: überall tun sich Möglichkeiten auf, jedes Detail erhascht meine Aufmerksamkeit und allerlei Schabernack wird betrieben, wie z.B. das Schießen von Karnickeln und Wildvögeln. Das alles hat sehr gefallen, dann kamen gut 3 Monate Spielpause. Wenige Tastendrücke später bin ich nun bereit, weitere Missionen zu wagen und die Geschichte hinter John Marston voranzutreiben. Doch "Red Dead 2" wäre kein Open-World-Game, kein "GTA im Wilden Westen", wenn nicht immer etwas dazwischen kommen würde. Was in Liberty City raufende Passanten und besenkte Autofahrer sind, sind in der Landschaft von "Red Dead" die vielen Kleinigkeiten.
Ich entdecke ein neues Symbol auf der Karte und meine Neugier zwingt mich dazu, den Entdecker raushängen zu lassen. Hinter der kleinen Hütte, die meine erste Unterkunft auf der Ranch darstellt, kann ich Hufeisen werfen. Ich will eigentlich nur mal kurz "gucken" (wie das ja immer der Fall ist) und verdrücke mich so doof, dass ich plötzlich um einen Dollar spiele. Kein Ding? Ich stehe am Anfang, habe nur 16 Mücken in der Tasche und bin gewillt, mich nicht abziehen zu lassen. Gut 20 Minuten dauert die Partie, die mit einem gewaltigen Vorsprung für den Kontrahenten beginnt. Das Hufeisen wendet sich, als ich die Steuerung verinnerlicht hab, doch am Ende stehe ich als Verlierer da, der das Eisen nicht einmal ins Sandbett buxieren konnte. Schlecht für mich und trotzdem kommt in diesem Minispiel mehr Spannung auf, als in ganzen Levels der Konkurrenz. Mal wedelt etwas Sand vorbei, dann ertönt seichte musikalische Untermalung - während im Hintergrund ein Sonnenaufgang die Nacht zum Tag macht.

Kurze Zeit später kennt der Himmel nur noch gussartigen Sturzregen und Blitze, die Herde ist kurz davor, in alle Windesrichtungen zu eilen, also sattele ich auf und unterstütze die McFarlanes beim Viehtreiben. Als ich alle im Sicheren sehe, fängt ein Baum nach einem Blitzeinschlag Feuer, die Kuhherde flieht, rennt auf eine Klippe zu. Ich gebe dem Pferd die Sporen und bin zutiefst betroffen, als doch 5 Kühe die Klippe hinuntersegeln. Den Rest geleite ich sicher zurück in die gezäunte Sicherheit.
Als ich also vom Ritt zurückkehre, peitsche ich mit solch einer Geschwindigkeit auf die Ranch, dass ich einen ausgewachsenen Hund überfahre, pardon, überreite. Das war schon ein bisschen "wow". Losgelassen hat mich die Situation nicht, der Hund tat mir schon Leid. Ihm blieb nichts übrig, außer mein Vorrat an Tierhaut und Fleisch zu werden. Ich bedauere seinen Tod so sehr, weil ich selbst einen ähnlichen Verlust in den ersten Momenten des Spiels erlebt habe. Nach einer Mission wandte ich mich vom ebenen Weg der Wildnis ab, ritt querfeldein und bemerkte nicht, wie ich plötzlich eine Klippe hinunterstürzte. Ich überlebe, immerhin regeneriert sich meine Gesundheit, doch mein Gaul hat es nicht geschafft. "Lucky", wie ich den weißen Schimmel gerade getauft hatte, verendet zwischen den rotbraunen Klippen und auch ihm bleibt am Ende nur das gleiche Schicksal wie dem Hund. Das war echte Trauer, denn das war mein Pferd, von Anfang an, ich habe es zugeritten und trainiert, sein Ausdauerbalken war schon weit fortgeschritten, ebenso wie mein Vertrauen in diesen treuen Begleiter. In "GTA" sind Fahrzeuge beliebig und ersetzbar, nicht so in "Red Dead Redemption", wo der Gaul auf Reisen meine einzige verlässliche Begleitung ist. Die GEE hat das in ihrem Bericht so unfassbar gut getroffen: "Ein einzelnes Pferd ist mehr Wert als schicken Autos von Liberty City." Wie wahr.

Kurze Zeit später habe ich ein neues Pferd. Nicht Lucky, aber auch eines, dass mir treu sein wird. Ich kehre gerade nach Armadillo zurück, nachdem ich mit dem Sheriff einen stadtbekannten Gauner und seine Halunken aus dem Weg geräumt habe. Freilich gebührt mir Ehre und Gold für diese Tat. Ein kurzes Schländern durch die Ortschaft, dann fallen mir ein paar Männer auf, die 5-Finger-Fillet spielen, sozusagen russisches Roulette mit der Hand. Mit einem Messer sticht man schnellstmöglich zwischen den Fingern umher, um die Zeit des Gegenüber zu unterbieten. Hier bin ich mutiger, werfe sogleich freiwillig den ersten Groschen in die Runde. Und steche mir ins eigene Fleisch. Die grafische Darstellung trägt seinen Teil dazu bei, dass ich mich sehr ärgere. Doch mir stehen noch Versuche offen und tatsächlich ziehe ich den ersten Kontrahenten ab, auch den zweiten. Der dritte übertrumpft mein Können. Das Geld habe ich ohnehin nicht mehr nötig, die Bösen führen viel zu viel davon in ihren Hosentaschen herum.

Eigentlich will ich gerade aufsatteln, als mir ein Fahndungsplakat ins Auge fällt. 20 Mäuse für einen Lebenden, 10 Dollar für den bloßen Körper. Der Wille ist da, jetzt eine große Tat zu vollbringen, ich mache mich auf den Weg und finde den Schuft alsbald in einer heruntergekommenen Bude. Seine Gehilfen schlucken Blei, er kann fliehen und rennt den Railway entlang. Lucky 2 und ich hinterher, bis ich in Reichweite das Lasso anwähle und gekonnt vom Pferd aus aushole. Treffer und versenkt, wie ein geschnürtes Päckchen wird der Mann aufgeladen. Mittlerweile macht sich Dunkel breit und auf dem Rückweg in die Stadt greifen mich stetig neue Handlanger an. Einer nach dem anderen wird spektakulär aus dem Sattel geschossen. Back in town bin ich ein für damalige Verhältnisse reicher Mann, mit mehr als 150 Dollars in der Tasche. Nur eine Nebenmission und trotzdem unterhält sie wie ein Endgegner.

Überhaupt tritt ständig dieses Gefühl ein, vor dem nächsten Abspeichern nur noch eine Sache erledigen zu müssen. Einmal höre ich mitten in der Steppe Schüsse und Schreie und mache kurze Zeit später einen geplünderten Reisenden aus, schalte die Schurken aus und lasse ihn weiterziehen. Ein andermal bittet mich ein Fremder um Hilfe, man wolle seinen Freund aufknöpfen, er sei unschuldig. Der Ritt zum Ort des Geschehens ist ein kurzer, doch im Trubel verfehlen meine Schüsse ihr Ziel. Statt den Baumelnden zu befreien, erschieße ich ihn gleich mit. Seit Freund trauert auf den Knien. Er tut mir so Leid, dass ich ihn auch erschieße und schnell weiterziehe. Kaum zurück in der Stadt, kommt eine Frau auf mich zu, ich solle ihren Sohn finden. Kein Problem, M'ame, aber erst muss ich speichern und die Konsole runterfahren.

Das war vielleicht eine Stunde Spielzeit und sie hat mich so unterhalten, wie es nicht viele Spiele schaffen. Die eigentliche Geschichte hat pausiert, während ich meine eigene Story geschrieben habe. Die vom hilfsbereiten Helden, der meine, also auch seine, moralischen Grundzüge verfolgt. Wo "Far Cry 2" schon nach 10 Minuten nur noch nervt und frustriert, gelingt es Rockstar Games, durch die kleinen Feinheiten und Detailverliebtheit mich an das Spiel und seine Charaktere zu binden. So fest, dass ich mich ganz klar als Charakter in einer lebendigen Welt fühle. Das ist die typische Handschrift. Getragen wird alles von einer malerischen Optik und traumhaften Western-Musik. Ich kann es kaum abwarten, mich durch neue Erlebnisse weiter herumführen zu lassen.

Dienstag, 1. März 2011

The Expendables

Dieser Film ist reine Männersache.

Einleitung. An dieser Stelle muss ich mir einfach mal die Gelegenheit nehmen, um den für mich besten und brachialsten Actionfilm des Jahres 2010 abzufeiern. "The Expendables" ist ein Männerfilm von Männern, für Männer, geliebt von Männern und allen, die sich selbst als Mann sehen. Dieser Film ist Sylvester Stallones Rundum-Versuch (Hauptrolle, Regie, Drehbuch, Produzent), sich vor dem Actionkino der 80er Jahre zu verbeugen, als Knarren einfach geschossen haben, die männlichen Hauptdarsteller einfach Muskelberge waren, einfach lässige Sprüche vom Stapel gelassen haben und einfach böse Jungs über den Haufen geschossen haben. Überhaupt ist "The Expendables" einfach gestrickt und so weit von Komplexität und irren Wendungen entfernt wie "Inception" von der Simplizität einer Gute-Nacht-Geschichte. Das soll nicht heißen, dass nur minderbemittelte Machos Spaß an dieser Orgie finden (tun sie zwar...), aber wer sich diesen Film anguckt, sollte wissen, auf welche Art von Spaß er sich einlässt: Action von der alten Schule mit Typen von der alten Schule in den Hauptrollen. "The Expendables" bietet krachend inszenierte Action mit markigen Sprüchen, vielen Schauwerten, einprägsamen Szenen und reichlich Awesomeness. Anspruch darf einfach nicht erwartet werden, wenn die härtesten Säue des Action-Fachs auf Streifzug gehen. Dass Frauen im Normalfall bei diesem Film nicht so recht auf ihre Kosten kommen, sollte man nach diesen paar Zeilen bereits erahnen und tatsächlich ist eine Frauenquote hier theoretisch sogar eher angebracht als in den Vorständen der DAX-Unternehmen. Doch wer denkt, dass die Helden im Film selbst ein Mädel nach dem anderen vernaschen und nebenbei Ballern, der ist falsch gewickelt - Frauen müssen größtenteils draußen bleiben. Für Liebe und Gefühle ist in diesem Film nicht viel Platz, gerade einmal 2 Frauen haben eine Rolle ergattert. Sehr bedeutend sind diese beiden Rollen auch nicht, sie bleiben optisches Beiwerk und moralischer Motivator, die den Beschützerinstinkt der harten Jungs wecken. Man könnte meinen, die Drehbuchschreiber haben gemäß den Mottos "Sex lenkt bloß ab" und "lieber ein Bruder als ein Luder" gearbeitet.

Story. Barney Ross (Sylvester "Rambo" Stallone) ist Kopf der Söldnertruppe "Expendables" die gegen einen Haufen Bares allerlei schmutzige Schießerei-Jobs übernimmt, wie beispielsweise das Kielholen somalischer Piraten. Auch Teil der Crew sind Messerfetischist Lee Christmas (Jason Statham, "Crank"), Nahkampfexperte Yin Yang (Jet Li, "Hero"), Großkaliber-Verehrer Hale Ceasar (Terry Crews, "Alle hassen Chris"), Hüne Toll Road (Randy Couture, MMA-Kämpfer) und Scharfschütze Gunner Jensen (Dolph Lundgren, "Rocky IV") - was für ein Haufen Asskicker. Die neueste Mission lautet, einen Diktator in Südamerika zu stürzen, der von einem Ex-CIA als Marionette benutzt wird, um den gewinnbringenden Plantagenanbau von Drogen im ganzen südamerikanischen Staat hochzuziehen. Zu allem Übel gibt es auch noch einen Überläufer unter den Expendables, der die Feinde mit Informationen bespeist und das Leben der Truppe aufs Spiel setzt.
Schon die Einstiegsszene ist ein kleines Spektakel, wenn die Expendables den somalischen Piraten zeigen, dass man im Söldner-Gewerbe keine Gefangenen macht. Bis zum großen Showdown zeigen viele kleinere Szenen, welch Charakter sich hinter den Gesichtern verbirgt. Dabei bekommen zwar alle ihren harten und auch unterhaltsamen Auftritt, manches Gesicht hätte man trotzdem gern noch öfter gesehen. Blutig geht es dabei gut und gerne zu. "John Rambo" bleibt in seiner Härte unerreicht, aber wenn niemand muss Angst davor haben, dieser Film könnte verweichlichen - nicht umsonst sind riesige Messer und Wummen im Einsatz... Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte eher simpel gestrickt, nur um auf die abschließenden Höhepunkt zuzulaufen. In den gut 100 Minuten gibt es jedoch reichlich Szenen, die den Film einprägsam machen - hauptsächlich sind die Söldner dabei motorisiert unterwegs. Filmstarts hat das in seiner Rezension sehr treffend formuliert: "So sind Barney Ross und Co. selbstredend unbeschreiblich cool (und überall tätowiert), sie bewegen sich scheinbar nur per Motorrad oder Flugzeug fort, denn alles andere wäre uncool." Manch einem mag in diesem ganzen Getose die Ironie fehlen, immerhin sind hier reichlich Frührentner am Werk, doch Stallone stellt seine Kerle als harte Hunde dar, als Männer, die man ehrfürchtig erblickt und die trotz Action am gesamten Arbeitstag Zeit für lockere, kumpelhafte Sprüche haben. "The Expendables" bleibt klassische Action von damals und zieht vielleicht gerade aus der übertriebenen Heldenhaftigkeit seinen Witz, ohne wie "Shoot 'Em Up" bewusst zum Lachen zu animieren.

Personal. Die oben aufgezählte Darstellerriege ist bereits nicht von schlechten Eltern, doch selbstverständlich gibt der Film noch mehr her. Mit von der Partie sind Ex-Wrestling-Star Steve "Stone Cold" Austin, der den Helfershelfer der Bösen mimt; Eric Roberts als Ex-CIA-Schurke und Mickey Rourke ("The Wrestler"), der als Tattookünstler, Verwalter und stillgelegter Kollege der Expendables agiert. Selbstredend darf nicht außen vor gelassen werden, dass Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis eine kleine Rolle im Film übernehmen. In einer eigentlich belanglosen Szene treffen Arnie als Konkurrent der Söldner-Branche, Bruce als Auftraggeber Mr. Church und Stallone aufeinander. Für die Story ist das nicht relevant, aber dieses Aufeinandertreffen ist ein Fest für Filmversierte, wird doch nur so mit Seitenhieben und Verweisen um sich geworfen. Ursprünglich waren auch Brittany Murphy ("Sin City"), Forest Whitaker ("Der letzte König von Schottland") und dann 50 Cent als dessen Ersatz für eine Rolle eingeplant, alle verließen das Projekt jedoch wieder vor Drehstart. Auch Jean-Claude van Damme sollte zum Cast stoßen, doch dazu später mehr...

Wissenswertes. Okay, ich offenbare nun, weshalb van Damme keinen Auftritt im Film hat. Er sollte ursprünglich die Rolle von Dolph Lundgren einnehmen, war aber nicht damit einverstanden, in einer Szene des Films gegen Jet Li zu verlieren - das war mit seiner Ehre und mit seinem Ego einfach nicht vereinbar. Offiziell bestätigt hat das der belgische Kampfsportveteran freilich nicht. Außerdem hat sich Stallone beim Dreh den Knöchel gebrochen. In einer Szene im Film lässt sich das sogar erkennen, wenn Sylvester einen Steg entlanghurtet. Als ob das nicht genug wäre, hat er sich zusätzlich in einer Kampfszene einen Haarriss im Genick zugezogen, woraufhin eine Metallplatte eingesetzt werden musste.

Versionen. Das Wichtigste vorweg: Der Film lief ungeschnitten im Kino und hat auch auf DVD die Freigabe ab 18 in der ungeschnittenen Fassung erhalten. Allerdings sollte man gar nicht erst auf die Idee kommen, den Film in der kastrierten 16er Fassung zu kaufen. Das widerspricht jeglicher Logik, einen krachenden Actioner gekürzt anzuschauen. Wer guckt sowas schon? Nur Leute, die auch die Szene überspringen, in der Bambis Mutter stirbt. Überhaupt kann man den Film in allen möglichen Ausführungen kaufen: als normale Version, im Steelbook und als "Hero Pack" (jeweils auf Blu-ray und DVD) inkl. Steelbook, Tattoo, Filmplakat, Postkarten und - es kommt gleich - einer Expendables-Gürtelschnalle aus Stahl. Legendär! Auf der nächsten Mottoparty kreuzt man also als Söldner auf. Den Ledergürtel selbst muss man natürlich selbst beschaffen. Es gibt eine weitere positive Botschaft: Stallone bastelt seit einigen Monaten an einem Director's Cut des Films, der den Action-Streifen um 15 Minuten verlängert. Wann der erscheint? Ist noch unbekannt.

Fortsetzung. Ohja, es kommt ein zweiter Teil. Das Drehbuch hat Stallone schon in Angriff genommen, als der Film noch nicht einmal gestartet war. Viel Zeit bleibt dem Mann auch nicht, in diesem Jahr naht der 64. Geburtstag. Dass ein zweiter Teil kommt, ist bei einem weltweiten Einspielergebnisses von fast 267 Mio. $ (ohne DVD-Auswertung!) kein Wunder. Mittlerweile dreht sich das Personalkarussell auch schon fleißig, dabei fallen mögliche Darstellernamen wie Charlie Sheen, Kurt Russell, Chuck Norris, Mike Tyson und Steven Seagal. Egal, ob nun alle ihren Auftritt im zweiten Teil bekommen, ich bin mir ganz sicher, dass etwas Großes dabei herauskommt - schließlich gilt es, den ersten Teil zu toppen. Besonders gut stehen die Chancen für ein Comeback von Arnie und Bruce. Seit Herr Schwarzenegger nicht mehr Gouvernator ist, hat er angekündigt, wieder ins Filmgeschäft zurückzukehren. Warum sollte er also nicht einen größeren Part in "The Expendables 2" übernehmen? (Oh man, ich zitter schon vor Aufregung.) Des Weiteren hat Stallone bereits verkündigt, er wolle unbedingt Bruce Willis für den Nachfolger gewinnen, bevorzugt als Hauptschurke, auf den die Expendables Jagd machen. (Oh man, oh man, oh man!) Drehstart soll(!) im Herbst 2011 sein, zu einer möglichen Handlung ist noch nichts bekannt. Aber es lässt sich festhalten: das wird eine Gaudi.

FAZIT. "The Expendables" ist genau das geworden, was ich mir so sehnlichst von dem Film erträumt habe: ein reißendes Action-Biest, gefüttert mit Rock, Krawall, schnittigen Kampfszenen und coolen Darstellern, die bei diesem Spektakel sichtliche Freude haben. Ich war nach dem Kino-Besuch regelrecht überwältigt und bin sogar noch ein zweites Mal ins Kino gegangen. Sowas ist einmalig. Meine Begeisterung schlug kurz vor Filmstart so hohe Wellen, dass ich sogar einen Albtraum hatte, dass der Film richtig mies sei - die Definition von Vorfreude. Eine objektive Kritik ist das natürlich nicht, aber die war von mir auch gar nicht beabsichtigt. Der Film bietet 1A-Action, handgemacht mit Leidenschaft. Wer Anspruchsvolle, vielschichtige Charaktere will und auf Realismus pocht, soll sich in seine Tee-Bar verkrümeln und stattdessen nicht diesen Film madig reden. "The Expendables" rockt und geht mächtig steil.

Der Titelsong: "Shinedown - Diamond Eyes"



Der Trailer in der Original-Version:

Mittwoch, 26. Januar 2011

DSDS-Fachkräfte-Mangel

Man dachte vielleicht, in diesem Zusammenhang ist Deutschland das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber so langsam haben sich scheinbar alle Idioten, Deppen, Nieten, Honks und mieserablen Sänger die Klinke in die Hand gegeben.


Was war das für eine Revolution, als diese Casting-Shows damals im TV erstmals ausgestrahlt wurden. Da erblickten Talente das Licht der Welt, die anfangs sogar irgendwie Fuß fassen konnten in der harten Welt des Musik-Biz, dann aber doch von der Last der zweitklassigen und alljährlichen internen Konkurrenz vom Markt geschoben wurden. Wer kann schon noch alle Gewinner von DSDS aufzählen bzw. wie hießen die ganzen quietschigen Mädels-Kitsch-Combos nochmal? Geblieben ist jedenfalls nicht viel von deren Glanz, nur manche konnten sich auf irgendeine Weise im Show-Geschäft festigen und müssen nicht versuchen, als Otto-Halbnormal-Bürger über die Runden zu kommen.
Viel besser als das One-Hit-Wonder am Ende war aber sowieso seit Anbeginn der Casting-Zeitrechnung die Bloßstellung von fehlendem Talent, fehlendem Selbstwertgefühl und fehlender Scham. Was haben wir gelacht! Okay, mittlerweile sind der Checkar von sonst wo und Menderez nur noch Running Gags, aber es gibt noch ein paar dieser bemitleidenswerten Kreaturen, die sich "mit ohne alles" vor die Kamera stellen. Schiefsinger, überschätzte Egos, Kostümfanatiker. Noch besser als die bloße Präsenz, die schon für ein Lachen sorgt, ist Dieters vernichtende Kritik, wenn er seinen Sprüchehammer auspackt, in den die Wörter "Verachtung, Zynismus und Ehrlichkeit" eingraviert sind. Wem er damit auf den Schädel haut, dem schwinden alle Schnapsideen von der 89° steilen Karriere davon. Das einzig blöde ist, dass Dieter sich mittlerweile so zurückreißen muss, nachdem man ihn in mehreren Zivilklagen als Unmenschtier dargestellt hat. Seelische Körperverletzung war wohl der passende Ausdruck. Was erwarten die Kandidaten auch, wenn man so viel kann wie ein Sandkorn in der Wüste und dann nach dem gelben Wisch bettelt? Das ist so als würde sich jemand vor den Türsteher eines angesagten Clubs stellen und seine Mudder beleidigen. Nur manchmal tun einem manche Kandidaten etwas Leid, nämlich die, die schon auf den ersten Blick geistig nicht vollständig entwickelt sind, von irgendjemandem Dahergelaufenen zum Auftritt überzeugt wurden und dann doch ihr "Bestes" geben. Aber in den Fällen nimmt auch Dieter sich mal zurück. Gut so, sonst könnte man das nicht gutheißen.

Theoretisch reicht dieses Konzept der komödiantischen, nicht immer über der Gürtellinie liegenden Bloßstellung aus, um deluxe zu amüsieren, doch: Irgendwann ist jeder Depp mal vorgeführt und jede Trulla davon überzeugt worden, dass sie nicht Celine Dion singen kann und auch nicht einmal in ihrem zweiten Leben singen können wird. Das passiert gerade in der jetzigen Staffel. Pro Castingfolge sind es gerade mal 5 oder 6 Leutchens, die präsentiert werden. Dabei sind dann ein oder zwei Gescheite, größtenteils minderjährig, dem Rest piepts hinter der Stirn. Diese paar Kandidaten werden dann in einem Übermaß präsentiert, dass regelrechte Langeweile aufkommt. Zu langes hin und her, dann wieder der nervige Froschschenkelklopfer, der durch billige Animationen alles in die Länge zieht... es lahmt. Man merkt einfach, es sind scheinbar nicht mehr viele Untalentierte übrig geblieben. Die Dummen haben es kapiert, die flackernden Kerzen in deren Köpfen sind endgültig erloschen. Und dieser Mangel muss nun irgendwie ausgeglichen werden.
Lustiges Detail am Rande: Der Autor dieser Zeilen hatte selbst einmal den Bewerbungsbogen für besagte Show in der Hand. Im Kleingedruckten steht, dass man sich einverständlich erklärt, mit dem Gefilmten Schabernack anstellen zu lassen. Wenn es lustig werden soll, werden Szenen einfach willkürlich aneinander geschnitten, bis die Halbdoofen völlig doof da stehen. Gutes Beispiel ist der neue Knastjunge alias Menowin 2, mit der bisher atemberaubendsten Stimme (ohne Witz): in der Preview heißt es noch, er habe Leute für Geld überfallen und er sei der Beste darin gewesen. Ohohoh, böser Junge! Berichtigt ist es aber so, dass "der Beste sein" auf seine Gesangskünste bezogen war.
Jap jap, dem Casting-Format geht die Luft aus. Zum Glück hat man mit "Das Supertalent" eine gute Alternative im Programm, bei der sich notfalls auch die gleichen Leute auf andere Weise blamieren können. Was DSDS interessant gemacht hat, war eh noch nie, welche 0815 am Ende auf dem Sieger-Podest stand. Wichtig ist nur, wer es nicht mal ansatzweise nach oben geschafft hat.