Dienstag, 1. März 2011

The Expendables

Dieser Film ist reine Männersache.

Einleitung. An dieser Stelle muss ich mir einfach mal die Gelegenheit nehmen, um den für mich besten und brachialsten Actionfilm des Jahres 2010 abzufeiern. "The Expendables" ist ein Männerfilm von Männern, für Männer, geliebt von Männern und allen, die sich selbst als Mann sehen. Dieser Film ist Sylvester Stallones Rundum-Versuch (Hauptrolle, Regie, Drehbuch, Produzent), sich vor dem Actionkino der 80er Jahre zu verbeugen, als Knarren einfach geschossen haben, die männlichen Hauptdarsteller einfach Muskelberge waren, einfach lässige Sprüche vom Stapel gelassen haben und einfach böse Jungs über den Haufen geschossen haben. Überhaupt ist "The Expendables" einfach gestrickt und so weit von Komplexität und irren Wendungen entfernt wie "Inception" von der Simplizität einer Gute-Nacht-Geschichte. Das soll nicht heißen, dass nur minderbemittelte Machos Spaß an dieser Orgie finden (tun sie zwar...), aber wer sich diesen Film anguckt, sollte wissen, auf welche Art von Spaß er sich einlässt: Action von der alten Schule mit Typen von der alten Schule in den Hauptrollen. "The Expendables" bietet krachend inszenierte Action mit markigen Sprüchen, vielen Schauwerten, einprägsamen Szenen und reichlich Awesomeness. Anspruch darf einfach nicht erwartet werden, wenn die härtesten Säue des Action-Fachs auf Streifzug gehen. Dass Frauen im Normalfall bei diesem Film nicht so recht auf ihre Kosten kommen, sollte man nach diesen paar Zeilen bereits erahnen und tatsächlich ist eine Frauenquote hier theoretisch sogar eher angebracht als in den Vorständen der DAX-Unternehmen. Doch wer denkt, dass die Helden im Film selbst ein Mädel nach dem anderen vernaschen und nebenbei Ballern, der ist falsch gewickelt - Frauen müssen größtenteils draußen bleiben. Für Liebe und Gefühle ist in diesem Film nicht viel Platz, gerade einmal 2 Frauen haben eine Rolle ergattert. Sehr bedeutend sind diese beiden Rollen auch nicht, sie bleiben optisches Beiwerk und moralischer Motivator, die den Beschützerinstinkt der harten Jungs wecken. Man könnte meinen, die Drehbuchschreiber haben gemäß den Mottos "Sex lenkt bloß ab" und "lieber ein Bruder als ein Luder" gearbeitet.

Story. Barney Ross (Sylvester "Rambo" Stallone) ist Kopf der Söldnertruppe "Expendables" die gegen einen Haufen Bares allerlei schmutzige Schießerei-Jobs übernimmt, wie beispielsweise das Kielholen somalischer Piraten. Auch Teil der Crew sind Messerfetischist Lee Christmas (Jason Statham, "Crank"), Nahkampfexperte Yin Yang (Jet Li, "Hero"), Großkaliber-Verehrer Hale Ceasar (Terry Crews, "Alle hassen Chris"), Hüne Toll Road (Randy Couture, MMA-Kämpfer) und Scharfschütze Gunner Jensen (Dolph Lundgren, "Rocky IV") - was für ein Haufen Asskicker. Die neueste Mission lautet, einen Diktator in Südamerika zu stürzen, der von einem Ex-CIA als Marionette benutzt wird, um den gewinnbringenden Plantagenanbau von Drogen im ganzen südamerikanischen Staat hochzuziehen. Zu allem Übel gibt es auch noch einen Überläufer unter den Expendables, der die Feinde mit Informationen bespeist und das Leben der Truppe aufs Spiel setzt.
Schon die Einstiegsszene ist ein kleines Spektakel, wenn die Expendables den somalischen Piraten zeigen, dass man im Söldner-Gewerbe keine Gefangenen macht. Bis zum großen Showdown zeigen viele kleinere Szenen, welch Charakter sich hinter den Gesichtern verbirgt. Dabei bekommen zwar alle ihren harten und auch unterhaltsamen Auftritt, manches Gesicht hätte man trotzdem gern noch öfter gesehen. Blutig geht es dabei gut und gerne zu. "John Rambo" bleibt in seiner Härte unerreicht, aber wenn niemand muss Angst davor haben, dieser Film könnte verweichlichen - nicht umsonst sind riesige Messer und Wummen im Einsatz... Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte eher simpel gestrickt, nur um auf die abschließenden Höhepunkt zuzulaufen. In den gut 100 Minuten gibt es jedoch reichlich Szenen, die den Film einprägsam machen - hauptsächlich sind die Söldner dabei motorisiert unterwegs. Filmstarts hat das in seiner Rezension sehr treffend formuliert: "So sind Barney Ross und Co. selbstredend unbeschreiblich cool (und überall tätowiert), sie bewegen sich scheinbar nur per Motorrad oder Flugzeug fort, denn alles andere wäre uncool." Manch einem mag in diesem ganzen Getose die Ironie fehlen, immerhin sind hier reichlich Frührentner am Werk, doch Stallone stellt seine Kerle als harte Hunde dar, als Männer, die man ehrfürchtig erblickt und die trotz Action am gesamten Arbeitstag Zeit für lockere, kumpelhafte Sprüche haben. "The Expendables" bleibt klassische Action von damals und zieht vielleicht gerade aus der übertriebenen Heldenhaftigkeit seinen Witz, ohne wie "Shoot 'Em Up" bewusst zum Lachen zu animieren.

Personal. Die oben aufgezählte Darstellerriege ist bereits nicht von schlechten Eltern, doch selbstverständlich gibt der Film noch mehr her. Mit von der Partie sind Ex-Wrestling-Star Steve "Stone Cold" Austin, der den Helfershelfer der Bösen mimt; Eric Roberts als Ex-CIA-Schurke und Mickey Rourke ("The Wrestler"), der als Tattookünstler, Verwalter und stillgelegter Kollege der Expendables agiert. Selbstredend darf nicht außen vor gelassen werden, dass Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis eine kleine Rolle im Film übernehmen. In einer eigentlich belanglosen Szene treffen Arnie als Konkurrent der Söldner-Branche, Bruce als Auftraggeber Mr. Church und Stallone aufeinander. Für die Story ist das nicht relevant, aber dieses Aufeinandertreffen ist ein Fest für Filmversierte, wird doch nur so mit Seitenhieben und Verweisen um sich geworfen. Ursprünglich waren auch Brittany Murphy ("Sin City"), Forest Whitaker ("Der letzte König von Schottland") und dann 50 Cent als dessen Ersatz für eine Rolle eingeplant, alle verließen das Projekt jedoch wieder vor Drehstart. Auch Jean-Claude van Damme sollte zum Cast stoßen, doch dazu später mehr...

Wissenswertes. Okay, ich offenbare nun, weshalb van Damme keinen Auftritt im Film hat. Er sollte ursprünglich die Rolle von Dolph Lundgren einnehmen, war aber nicht damit einverstanden, in einer Szene des Films gegen Jet Li zu verlieren - das war mit seiner Ehre und mit seinem Ego einfach nicht vereinbar. Offiziell bestätigt hat das der belgische Kampfsportveteran freilich nicht. Außerdem hat sich Stallone beim Dreh den Knöchel gebrochen. In einer Szene im Film lässt sich das sogar erkennen, wenn Sylvester einen Steg entlanghurtet. Als ob das nicht genug wäre, hat er sich zusätzlich in einer Kampfszene einen Haarriss im Genick zugezogen, woraufhin eine Metallplatte eingesetzt werden musste.

Versionen. Das Wichtigste vorweg: Der Film lief ungeschnitten im Kino und hat auch auf DVD die Freigabe ab 18 in der ungeschnittenen Fassung erhalten. Allerdings sollte man gar nicht erst auf die Idee kommen, den Film in der kastrierten 16er Fassung zu kaufen. Das widerspricht jeglicher Logik, einen krachenden Actioner gekürzt anzuschauen. Wer guckt sowas schon? Nur Leute, die auch die Szene überspringen, in der Bambis Mutter stirbt. Überhaupt kann man den Film in allen möglichen Ausführungen kaufen: als normale Version, im Steelbook und als "Hero Pack" (jeweils auf Blu-ray und DVD) inkl. Steelbook, Tattoo, Filmplakat, Postkarten und - es kommt gleich - einer Expendables-Gürtelschnalle aus Stahl. Legendär! Auf der nächsten Mottoparty kreuzt man also als Söldner auf. Den Ledergürtel selbst muss man natürlich selbst beschaffen. Es gibt eine weitere positive Botschaft: Stallone bastelt seit einigen Monaten an einem Director's Cut des Films, der den Action-Streifen um 15 Minuten verlängert. Wann der erscheint? Ist noch unbekannt.

Fortsetzung. Ohja, es kommt ein zweiter Teil. Das Drehbuch hat Stallone schon in Angriff genommen, als der Film noch nicht einmal gestartet war. Viel Zeit bleibt dem Mann auch nicht, in diesem Jahr naht der 64. Geburtstag. Dass ein zweiter Teil kommt, ist bei einem weltweiten Einspielergebnisses von fast 267 Mio. $ (ohne DVD-Auswertung!) kein Wunder. Mittlerweile dreht sich das Personalkarussell auch schon fleißig, dabei fallen mögliche Darstellernamen wie Charlie Sheen, Kurt Russell, Chuck Norris, Mike Tyson und Steven Seagal. Egal, ob nun alle ihren Auftritt im zweiten Teil bekommen, ich bin mir ganz sicher, dass etwas Großes dabei herauskommt - schließlich gilt es, den ersten Teil zu toppen. Besonders gut stehen die Chancen für ein Comeback von Arnie und Bruce. Seit Herr Schwarzenegger nicht mehr Gouvernator ist, hat er angekündigt, wieder ins Filmgeschäft zurückzukehren. Warum sollte er also nicht einen größeren Part in "The Expendables 2" übernehmen? (Oh man, ich zitter schon vor Aufregung.) Des Weiteren hat Stallone bereits verkündigt, er wolle unbedingt Bruce Willis für den Nachfolger gewinnen, bevorzugt als Hauptschurke, auf den die Expendables Jagd machen. (Oh man, oh man, oh man!) Drehstart soll(!) im Herbst 2011 sein, zu einer möglichen Handlung ist noch nichts bekannt. Aber es lässt sich festhalten: das wird eine Gaudi.

FAZIT. "The Expendables" ist genau das geworden, was ich mir so sehnlichst von dem Film erträumt habe: ein reißendes Action-Biest, gefüttert mit Rock, Krawall, schnittigen Kampfszenen und coolen Darstellern, die bei diesem Spektakel sichtliche Freude haben. Ich war nach dem Kino-Besuch regelrecht überwältigt und bin sogar noch ein zweites Mal ins Kino gegangen. Sowas ist einmalig. Meine Begeisterung schlug kurz vor Filmstart so hohe Wellen, dass ich sogar einen Albtraum hatte, dass der Film richtig mies sei - die Definition von Vorfreude. Eine objektive Kritik ist das natürlich nicht, aber die war von mir auch gar nicht beabsichtigt. Der Film bietet 1A-Action, handgemacht mit Leidenschaft. Wer Anspruchsvolle, vielschichtige Charaktere will und auf Realismus pocht, soll sich in seine Tee-Bar verkrümeln und stattdessen nicht diesen Film madig reden. "The Expendables" rockt und geht mächtig steil.

Der Titelsong: "Shinedown - Diamond Eyes"



Der Trailer in der Original-Version:

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